Joschka Fischer warnt vor Trump und Russland: "Europa muss allein stark sein"

Seite 1 von 2

Joschka Fischer warnt vor Trump und Russland: "Europa muss allein stark sein"

News (1 / 1) 01.09.2025 12:50 von Julia Symbolbild imago


In der ARD-Sendung "Caren Miosga" spricht Ex-Bundesaußenminister Joschka Fischer über die globalen Krisen unserer Zeit – von Donald Trumps Politik bis hin zu Russlands Krieg gegen die Ukraine. Der 77-Jährige zeichnet ein düsteres Bild: Deutschland sei für den Ernstfall erst in "100 Jahren verteidigungsfähig" , so Fischer. Doch nicht nur das Militär steht im Fokus, sondern auch persönliche Einblicke: Erstmals nennt Fischer den Grund, warum er selbst den Wehrdienst einst verweigerte.

Ernüchternde Analyse der Weltlage

Fischer wirkt erschöpft. Langsam und nachdenklich äußert er sich zu den geopolitischen Herausforderungen: "Donald Trump zerstört mutwillig die Weltordnung, in die ich hineingeboren bin" , sagt der ehemalige Grünen-Politiker. Der US-Präsident führe sein Land in Richtung Oligarchie und schwäche damit die westliche Stabilität. Zugleich mahnt Fischer: "Europa muss zur Kenntnis nehmen, dass wir allein sind." Ohne die USA könne Europa nur noch auf sich selbst setzen. Seine Botschaft ist klar: "Es geht um drei Dinge: Europa, Europa, Europa. Was denn sonst? Jetzt oder nie!" Besonders alarmierend findet Fischer Trumps Handelspolitik, die laut ihm "noch weitreichendere Folgen als der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine" haben könnte. Die Destabilisierung der Weltwirtschaft werde globale Konsequenzen nach sich ziehen. Auch Trumps Umgang mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj kritisiert Fischer scharf: "Ein Vertrauensbruch, wie man ihn sich schlimmer nicht vorstellen kann." Diese Haltung sei ein Verrat an der Demokratiebewegung der Ukraine.

Europas Zukunft: Gemeinsam oder gar nicht

Für Deutschlands Kanzler Friedrich Merz hat Fischer einen Rat parat: "Mit Geschmeidigkeit, aber nicht mit Unterwürfigkeit" müsse dieser Trump begegnen. Doch letztlich gehe es nicht um Trumps Beschimpfungen, sondern um die Konsequenzen: "Who cares?" , fragt Fischer rhetorisch. Entscheidend sei, dass Europa endlich zusammenstehe und seine Stärke finde. Fischer betont: "Deutschland und Europa können der russischen Bedrohung nur gemeinsam begegnen." Allein seien die europäischen Staaten zu klein, um den Herausforderungen gerecht zu werden. Zwar wolle er keinen "militärgestützten Hurrapatriotismus" , doch Putin zwinge Europa dazu, Abschreckung zu ermöglichen. "Es wird sehr schwer, denn niemand wird sich um uns kümmern" , warnt er.

Fischer setzt sich für europäische Armee ein

Als konkreten Schritt fordert Fischer die Einführung einer europäischen Armee. Bis dahin müsse zumindest die Koordination der nationalen Armeen verbessert werden. Überraschend positioniert er sich sogar für die Rückkehr der Wehrpflicht in Deutschland – eine Forderung, die er selbst nie erwartet hätte: "Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich mal im Öffentlich-Rechtlichen sitze und für die Wehrpflicht eintrete."

Mehr aus dem Web