Experten wie Jana Puglierin vom European Council on Foreign Relations sehen dies jedoch kritisch. Laut jüngsten Umfragen seien junge Menschen weniger begeistert von der Idee. Eine Wiedereinführung der Wehrpflicht im alten Format wäre riskant und könnte sogar vor dem Verfassungsgericht landen. Stattdessen plädiert Puglierin für ein Pflichtjahr, das Verteidigung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreift – von Sanitätskräften über zivile Dienste bis hin zu Cyber-Sicherheit.
Hauke Friederichs, Journalist und sicherheitspolitischer Experte, sieht die Debatte um die Wehrpflicht als "Scheindebatte" . Selbst wenn sie eingeführt würde, brächte sie erst in 15 Jahren Nutzen. Noch gravierender sei der Zustand der Bundeswehr: "Blanker als blank trifft es" , urteilt Friederichs. Deutschland habe zu wenig Soldaten, zu wenig Munition und keine Abwehrsysteme gegen Drohnen. Bei einem konventionellen Angriff Russlands wären 900.000 Reservisten nötig – doch die Bundeswehr komme nicht einmal ansatzweise an diese Zahl heran. Ohne die Unterstützung der USA sei Deutschland blind, da es keine eigenen Geheimdienstkapazitäten in diesem Ausmaß besitze.
Puglierin warnt vor einer Friedensmission mit europäischen Truppen in der Ukraine. Es sei unklar, was diese erreichen solle – und wie die USA darauf reagieren würden. "Wenn Putin europäische Soldaten angreift, schlagen wir dann zurück und gehen in einen Krieg mit Russland?" , fragt sie provokativ. Fischer glaubt, dass Moskau diesen Schritt durchaus wagen könnte. "Für Putin wäre das ein Himmelsgeschenk" , sagt er. Ein solches Szenario würde das Ende der NATO bedeuten.
Trotz aller Herausforderungen bleibt die Runde bei "Caren Miosga" optimistisch. Die Lösung liege in der Macht der Gemeinsamkeit und neuen Bündnissen innerhalb Europas – auch außerhalb der EU, etwa mit Großbritannien und Norwegen. Zum Schluss gibt Fischer noch eine persönliche Anekdote preis: Warum er damals den Wehrdienst verweigerte? "Schlechte Augen" , antwortet er trocken. Es ist der einzige Lacher in der Sendung.